Ausgedient - Kriminalroman by Haymon Verlag

Ausgedient - Kriminalroman by Haymon Verlag

Autor:Haymon Verlag [Verlag, Haymon]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-02T04:00:00+00:00


Ich bin verhältnismäßig früh dran. Der Hinweis auf meine Überstunden hat das Wunder bewirkt. Die Chefin hat mich müde lächelnd gehen lassen. „Wenn Sie es verantworten können“, hat sie mich zu erpressen versucht. Beinahe hätte es gewirkt. Aber nachdem die Vorbereitungen für den großen Tag alle erledigt sind, habe ich keinen Grund gesehen, schon wieder Überstunden zu machen. Es ist zwar noch immer viel zu tun, aber das wird sich in den nächsten Wochen nicht ändern. „Es muß sein“, habe ich ihr deshalb geantwortet und dann das Büro verlassen.

Mona ist schon da. Sie hat einen Tisch ganz für sich allein unter einem der Kastanienbäume ergattert. Die Lokale im Innenhof des Alten AKHs sind im Sommer besonders beliebt. Man sitzt im Grünen und ist doch mitten in der Stadt. Um diese Zeit ist allerdings noch nicht viel los. An einem der Nebentische haben zwei Frauen mit ihren Kleinkindern Platz genommen und weiter hinten eine Gruppe junger Leute, wahrscheinlich welche von der Uni.

„Hi“, begrüßt mich Mona. „Das war eine gute Idee von dir, daß wir uns da treffen. Es ist richtig angenehm im Schatten.“ Sie umarmt mich und küßt mich auf die Wange. Sie sieht entspannt und unternehmungslustig aus, was mich sehr beruhigt. Ihre lange Mähne hat sie zu einem Zopf geflochten, wohl auch wegen der Hitze. Sie trägt ein kurzes, lose fallendes Sommerkleid. Eines von diesen Kunstfaserdingern, die nach dem Waschen gleich wieder trocken sind und nicht gebügelt werden müssen. Es schmiegt sich an ihren Körper. Ihr Busen ist ein wenig größer geworden, ansonsten deutet nichts auf ihren Zustand hin.

Ich setze mich auf die Holzbank gegenüber. „Wie geht es dir? Du schaust sehr gut aus“, beginne ich die Unterhaltung.

„Es geht mir auch gut“, lacht sie und streicht sich mit der Hand über den Bauch.

Ich schwitze immer noch. In der Straßenbahn ist es entsetzlich stickig gewesen. Ich fächle mir mit der Speisekarte ein wenig Luft zu.

„Nur eines macht mich fertig.“ Sie grinst. „Ich könnte die ganze Zeit essen. Ich werd bald ausschauen wie eine Tonne.“ Sie zieht eine Grimasse.

Ich lache. „Noch ist nicht viel davon zu sehen. Was trinkst du da?“

„Johannisbeersaft mit Wasser.“ Mona nimmt ihre Hände von dem großen Glas und legt sie sich in den Nacken. „Mmh, ist das angenehm.“

„Vielleicht hätten wir uns doch auf der Donauinsel treffen sollen? Da hätten wir uns besser abkühlen können.“

„Nein, es ist schon okay. Außerdem hätten wir es auf der Insel sowieso höchstens bis zur Dämmerung ausgehalten, weil dann die Gelsen ihre Angriffe starten.“

Ich nicke zustimmend. „Na hoffen wir, daß sie uns hier verschonen.“

Die Kellnerin unterbricht unser Geplänkel. Ich bestelle mir einen großen Apfelsaft mit Leitungswasser. Mona hat Gusto auf Käsekrainer. Die sind leider aus und so entscheidet sie sich für ein Bratwürstel mit Sauerkraut. Ich kenne meine sonst so vegetarische Freundin nicht wieder.

„Sind das die Hormone?“ frage ich ungläubig.

Sie nickt. „Und das Arge ist, daß ich dieses Würstel jetzt auf der Stelle haben muß, weil ich sonst vor lauter Hunger von der Bank falle.“

„Furchtbar.“ Sie hat mein ganzes Mitgefühl, obwohl sie das offenbar gar nicht braucht.



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